Als Ende des 19. Jahrhunderts historische Gegenstände aus kolonialen Ausgrabungen die europäischen Museen füllten, erkannten Forschende verschiedener Disziplinen: Das Material historischer Objekte birgt Informationen, die sich nur mithilfe naturwissenschaftlicher Methoden entschlüsseln lassen. Wie Geisteswissenschaftler damals mit Naturwissenschaftlern kooperierten, um Manuskripte und Kunstwerke zu datieren und zu bestimmen, untersuchte die Historikerin Dr. Josephine Musil-Gutsch in ihrer Dissertation.
Dafür wurde sie von der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina mit dem Georg-Uschmann-Preis für Wissenschaftsgeschichte 2023 ausgezeichnet. Mit dem Preis ehrt die Leopoldina alle zwei Jahre eine hervorragende wissenschaftshistorische Dissertation. Der Preis wurde 1997 von Ilse und Eugen Seibold gestiftet und ist mit 2.000 Euro dotiert.
Leopoldina-Präsidenten Prof. Dr. Gerald Haug überreichte die Auszeichnung am 9. Juli 2024 im Rahmen eines Wissenschaftshistorischen Seminars. Musil-Gutsch stellte danach ihre Arbeit unter dem Titel „Mit Dingen aus Papier, Wachs und Glas: Wie die Natur- und Geisteswissenschaften um 1900 gemeinsam Geschichte schrieben” vor.
Musil-Gutsch war von 2018 bis 2022 Doktorandin am Lehrstuhl für Wissenschaftsgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München. Einige Forschungsergebnisse für ihre Dissertation erarbeitete sie in Halle im Rahmen des Bausch-Stipendiums 2021, für das sie vier Monate am Leopoldina-Zentrum für Wissenschaftsforschung tätig war. Seit April 2024 lehrt Musil-Gutsch am Kompetenzzentrum für interdisziplinäre Wissenschaftsreflexion an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.