Die Leopoldina wurde am Montag, dem 14. Juli 2008, offiziell zu Deutschlands Nationaler Akademie der Wissenschaften ernannt. Die Ernennung erfolgte im Rahmen eines Festaktes in Halle. Bereits 1677 wurde die Leopoldina von Kaiser Leopold. I. zur Reichsakademie des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (Sacri Romani Imperii Academia Naturae Curiosorum) ernannt.
Der Festakt, an dem über 600 geladene Gäste aus dem In- und Ausland teilnahmen, wurde durch den Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Wolfgang Böhmer, mit einem Grußwort eröffnet. Anschließend sprach der Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler, der die Schirmherrschaft der Nationalen Akademie übernommen hat. Er würdigte in seiner Ansprache die Arbeit der Leopoldina der vergangenen Jahre, besonders auf internationaler Ebene, und wies auf das zukünftige Engagement der Leopoldina in Afrika hin, das die Unterstützung afrikanischer Akademien, insbesondere der Wissenschaftsakademie in Madagaskar, durch gemeinsame Projekte vorsieht.
Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Annette Schavan, die zugleich Vorsitzende der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) ist, überreichte dem Leopoldina-Präsidenten Prof. Dr. Volker ter Meulen die Ernennungsurkunde. Ihr Text lautet: "Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz beschloss am 18. Februar 2008, der im Jahr 1652 in Schweinfurt gegründeten, seit 1878 in Halle (Saale) ansässigen Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, an die 1677 begründete Tradition der Reichsakademie anknüpfend, Aufgaben und Funktion einer Nationalen Akademie der Wissenschaften zu übertragen. Mit dem heutigen Festakt tritt dieser Beschluss in Kraft." Die Urkunde trägt die Unterschriften von Annette Schavan und von Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner, dem Stellvertretenden Vorsitzenden der GWK.
Nach den Dankesworten des Akademiepräsidenten folgte der Festvortrag des Präsidenten der Académie des sciences Prof. Dr. Jules Hoffmann ML zum Thema "Rolle und Verantwortung nationaler Akademien der Wissenschaften". Er hob besonders die Rolle der Nationalakademien bei der wissenschaftlichen Ausbildung und der Erziehung hervor. Er sprach sich auch dafür aus, dass sich die Akademien bei der schulischen und der universitären Ausbildung einbringen und sich auch an der wissenschaftlichen Ausbildung der breiten Öffentlichkeit beteiligen. Er hob die internationale Zusammenarbeit der nationalen Wissenschaftsakademien hervor und erklärte dies am Beispiel des European Academies Science Advisory Council (EASAC). EASAC habe es geschafft, sich bei europäischen Politikern und deren Beratern zu einer wichtigen Stimme der europäischen Wissenschaft zu entwickeln. Er schloss seine Rede mit dem Hinweis ab, dass die Gesellschaft eine glaubwürdige, solide und anerkannte Institution benötigt, die sie informiert, sie bei ihren eigenen Entscheidungen unterstützt, dabei hilft, Ängste und Befürchtungen abzubauen und gelegentlich vor potentiellen Problemen oder Gefahren warnt. Diese Rolle könne von einer Nationalen Akademie übernommen werden.